100 Millionen Euro stehen im aktuellen Haushalt des Bundesumweltministeriums sowie
mittels Verpflichtungsermächtigungen zur Verfügung, um in einer Pilotphase das sichere
Bergen von Munitionsaltlasten aus der Ostsee zu erproben. Das Geld soll für
konventionelle Probebergungen sowie eine innovative, schwimmende Bergungsplattform
genutzt werden. Nun stehen das Konzept und damit auch sieben mögliche
Erprobungsgebiete fest. Drei der in Frage kommenden Gebiete liegen in der Lübecker
Bucht, eins davon vor Travemünde. Ein Expert:innengremium mit Vertreter:innen aus
Wissenschaft, Kampfmittelräumdienst, Bundesverwaltung sowie den angrenzenden
Bundesländer und Industrie sowie Interessenverbänden soll nun entscheiden, welches
Gebiet für die Bergungserprobung ausgewählt wird. Verschiedene Kriterien von
Wassertiefe über Untersuchungsgrad der Gebiete bis Hafeninfrastruktur werden hierbei
angelegt.


Der direkt gewählte Lübecker Bundestagsabgeordnete Tim Klüssendorf äußert
Unterstützung dafür, dass das Thema der Munitionsbergung endlich konsequent
angegangen wird: „Auch hier liefert die Ampelkoalition bei einem Thema, was von den
Vorgängerregierungen lange links liegen gelassen oder maximal halbherzig angegangen
wurde. Wir müssen dringend an die Munitionsaltlasten ran, diese aus der Nord- und
Ostsee holen – und zwar je früher, desto besser, da mit jedem Tag im Wasser die Risiken
steigen. Schleswig-Holstein und die Lübecker Bucht sind besonders stark von den
Munitionsaltlasten betroffen, ich hoffe daher stark und werde mich dafür einsetzen, dass
für die Pilotphase eines der möglichen Gebiete in der Lübecker Bucht ausgewählt wird.
Für unseren Wahlkreis wäre natürlich das Gebiet vor Travemünde wünschenswert.“


In den deutschen Meeresgebieten der Nord- und Ostsee liegen ca. 1,6 Millionen Tonnen
konventionelle Munition und ca. 5.000 Tonnen Munition mit chemischen Kampfstoffen,
die im Wesentlichen durch gezielte Versenkung nach dem 2. Weltkrieg eingebracht
wurden. Besonders die Lübecker Bucht ist hochbelastet, in geringer Nähe zum
Fahrwasser und Strand liegen Sprengstoffe und Giftgasbestände vor Travemünde. Von
den Altlasten geht ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für die Meeresumwelt
einschließlich des maritimen Nahrungsnetzes aus.


Zudem bergen die Munitionsaltlasten auch Risiken bei der wirtschaftlichen und
touristischen Nutzung der Meeresgebiete. Regelmäßig wurden in den vergangenen Jahren
giftige sowie potenziell explosionsgefährdete Munitionsrückstände auch an den Stränden
der Lübecker Bucht angespült. Eine frühestmögliche Bergung ist daher zwingend
notwendig, auch wenn sie mit hohen Initialkosten verbunden ist.

Klüssendorf: „Detailkonzept liegt vor: Es geht voran Richtung Munitionsbergung in der Ostsee!“